P*********mKurz vor Weihnachten rief mein Klassenkamerad Eugen bei mir an. Wir hatten nur noch wenige Kurse zusammen, aber von der fünften bis elften Klasse unseres Kleinstadtgymnasiums waren wir in derselben Klasse gewesen. Er war kein enger Freund von mir, aber wir kamen gut aus. In der Schule war er ein Außenseiter. Blass, introvertiert, unsportlich, immer noch mit Babyspeck, ohne Bartansatz, war er nie in den coolen Gruppen dabei. Ich hatte Kontakt zu ihm, weil er ein ehrlicher, intelligenter Typ war mit dem man auch über andere Themen als Mädchen, Fußball, Autos und das letzte Besäufnis reden konnte. Nicht, dass mich das nicht interessiert hätte, aber eben nicht nur.
Er war also am Telefon und bat mich vorbei zu kommen, weil er mit mir über ein Geschenk reden wolle, dass er zum Geburtstag bekommen hatte. Ja, sein Geburtstag, auch mit dem war er unglücklich. Seine sehr katholischen Eltern hatten ihn Eugenius getauft, so dass Geburts- und Namenstag zusammenfielen, weil ihnen der Namenstag wichtiger war, und dann war der auch noch kurz vor Weihnachten, so dass es im Jahr nur einmal Geschenke gab. Er hasste beides.
Mehr wollte er mir nicht sagen, und so fuhr ich ich zu ihm raus. Er wohnte in einem von zwei, außerhalb des Ortes nebeneinander stehenden Bauernhöfen. Seine Eltern hatten die Landwirtschaft schon lange aufgegeben und arbeiteten in der Molkerei beziehungsweise der Textilfabrik. Er war wie jeden Nachmittag allein zuhause. Als ich den alten Käfer im Hof parkte, ging schon die Haustür auf und er winkte mich rein. Wir gingen direkt die Treppe hoch in sein Zimmer und er schloss hinter mir ab. „Das Geschenk muss wohl ein Staatsgeheimnis sein,“ wunderte ich mich, „ist doch keiner im Haus.“
„Wirst schon sehen,“ brummte er, „aber davon darf keiner was erfahren.“ Dann machte er die unterste Schreibtischschublade auf und mir blieb die Luft weg. In der Schublade lag ein weißes Damenmieder. „Wow,“ sagte ich, „von wem ist das denn?“
„Von unserem Nachbarn. Er hat es mir gestern ein Päckchen gegeben und gesagt, dass es die Eltern auf keinen Fall mitbekommen dürften.“
„Der Dicke?“ entfuhr es mir, „Hast du den angemacht?“ Er wurde knallrot. Oh-ha, so langsam war ich froh, dass ich mit den beiden Alten im Sommer den Intensivkurs in körperlicher und gleichgeschlechtlicher Liebe praktiziert hatte. „Hast du also,“ schloss ich, „nun erzähl schon.“
Und dann packte er aus, dass er dem Nachbarn, wenn der in der kurzen Hose auf dem Traktor saß, auf die Eier schaute, und dass er, wenn er am Weiher angelte und der Nachbar auf dem Feld daneben war, sich nackig auszog und in die Sonne legte, dass er, wenn er aushalf und sie gemeinsam pinkelten, dem Nachbar auf den Schwanz sah und so weiter.
„Habt ihr was miteinander gemacht?“ fragte ich. „Nein, immer nur geschaut.“ antwortete er, „aber zuletzt hat er in der Stalltür gewichst, wenn er mich am Fenster gesehen hat.“ Es gab eine kurze Pause, weil ich den Schwall an Informationen erst verarbeiten und mein Kopfkino unter Kontrolle bringen musste. „Und du hast es dir bis zum Schluss angesehen.“ stellte ich fest und er wurde noch roter. „Nun lass dir nicht alles aus der Nase ziehen!“ sagte ich, „Hat es dir gefallen? Was hast du dir dabei vorgestellt?“ Mit einigem Zögern rückte er dann raus, dass er es sich schon vorgestellt habe, wie es sich anfühlen und schmecken würde, das Ding anzufassen und in den Mund zu nehmen.
„Wenn ich mir das Geschenk so ansehe,“ meinte ich, „wird er ihn dir nicht nur in den Mund stecken wollen.“ Jetzt wurde er blass. „Du meinst…“ Ich nickte. „Sieht aus, als will er dir auch den Hintern ficken.“ Jetzt lief bei ihm eindeutig der Film im Kopfkino und es schien kein Horrorfilm zu sein. „Okay,“ sagte ich langsam, „das kannst du dir also auch mit ihm vorstellen.“
Created01/04/2024edited 3 times230 P*********mEr schaute mich mit großen Augen an. „Ich bin doch nicht etwa schwul? fragte er entsetzt. Ich lachte. „Das ist nicht das Problem. Das Problem, mein Lieber, ist, dass man dich total verklemmt erzogen hat.“ und fragte gleich hinterher „Was stellst du dir denn vor, wenn du seine Frau oder seine Tochter siehst?“ Wieder große Augen. „Nichts,“ antwortete er, „wieso?“ Er war wirklich sehr naiv. Aber einbilden brauchte ich mir nichts. Vor einem halben Jahr war ich das auch noch gewesen.
Ich legte ihm die Hände auf die Schultern. „Eugen,“ sagte ich, „die vorläufige Diagnose ist, dass du tatsächlich komplett schwul bist. Fragt sich also, was du jetzt machen willst.“ Er sagte nichts. „Na ja,“ hakte ich nach, „willst du es mit deinem Nachbar machen, oder gefällt dir das doch nicht und du willst auf jemand anderen warten, oder du verdrängst das Ganze und versuchst dich für ein Mädchen zu interessieren.“ So wie er mich ansah, musste ich beinahe lachen. „Brauchst du ja nicht jetzt entscheiden. Nur darüber nachdenken musst du.“
„Und du, was meinst du?“ fragte er treuherzig. „Ich meine da nichts.“ war meine Antwort, „das musst du mit dir ausmachen. Ich werde nichts verraten und ich werde dir zuhören und dir helfen. Aber Ratschläge, nein. Entscheiden musst du allein.“
Wir saßen noch kurz schweigend da, dann räumte er das üppige Mieder weg, wir verabschiedeten uns und ich fuhr nach Hause.
Created01/04/2024edited once250